Am 30.06.2024 führte die SDW Werra-Meißner in Kooperation mit dem Forstamt Wehretal eine
Wanderung auf der Gobert bei Hitzelrode durch. Kurz vor der Grenzöffnung wurde dort im April
1989 das Naturschutzgebiet „Hessische Schweiz bei Meinhard“ ausgewiesen. Seither ist jede
forstliche Nutzung im Staatswald auf einer Fläche von 184 ha unterblieben, mit Ausnahme der
Vergleichsfläche des Naturwaldreservats „Hohestein“, das ebenfalls 1989 eingerichtet wurde. Seit
Sommer 2023 ist das NSG Teil des Nationalen Naturmonuments „Grünes Band“. Im Gebiet be-
finden sich zahlreiche Zeugnisse zur lokalen Waldgeschichte von der jüngsten Vergangenheit bis zurück in die Bronzezeit, z. B. der „Brandwall“, ein
ca. 650 Meter langer, bis zu zehn Meter breiter und drei Meter hoher Wall, der Teil einer Befestigungsanlage war.
Eindrucksvoll waren bei der Wanderung die Unterschiede zwischen dem Totalreservat und
der Vergleichsfläche, dem bewirtschaftetem Wald, erkennbar. Auf der Vergleichsfläche
entwickelt sich die nächste Baumgeneration erheblich besser als im Totalreservat. Grund
dafür ist das schnellere Wachstum, mit dem sie dem Verbiss durch Rehe entkommen. Im
dicht geschlossenen Totalreservat dagegen wachsen die Bäume erheblich langsamer und
werden zudem durch das Rehwild kurzgehalten. Auch beim Totholz sind Unterschiede zu
erkennen. Das Totalreservat zeichnet sich durch stehendes Totholz aus, während in der
Vergleichsfläche fast ausschließlich liegende Stücke vorkommen. Die Menge des Totholzes
ist im Totalreservat weitaus höher als im bewirtschafteten Teil; ein Vorteil für auf Totholz spezialisierte Tier- und Planzenarten.
Bei der Bodenvegetation ist festzustellen, dass diese auf der bewirtschafteten Teilfläche erheblich höher ausfällt als im
Totalreservat. Ein Grund dafür dürfte das höhere Lichtangebot auf der bewirtschafteten Fläche sein.
Obwohl das Totalreservat bereits seit mehr als 20 Jahren besteht, sind noch immer Spuren der forstlichen Bewirtschaftung
zu erkennen. Angesichts der langen Entwicklungsprozesse im Wald ist dies jedoch kein Wunder. Wir dürfen gespannt sein,
wie sich der Urwald von morgen weiter entwickelt
.
Wanderung auf der Gobert bei Hitzelrode - der Urwald von morgen